Neulich, fragt mich ein Interessent- oder Kunde...


"Sind Sie Shaker?"

Da bin ich immer "baff".

Wenn ich dann sage, dass es  weltweit nur noch 2 Personen gibt, die richtige Shaker sind, wird klar, dass Derjenige sie mit vielen Anderen, z.B. Amish / Mennoniten oder Hutterern verwechselt hat. Da gibt es markante Unterschiede, auf die ich gelegentlich eingehen werde.

Klarzustellen ist auch, dass wir persönlich keine gesteigerten religiösen Ambitionen haben - wir beziehen unsere Arbeit als Tischler ganz auf die historischen Shaker-Möbel und das hervorragende Design bei Architektur und Gebrauchsgegenständen. Also, unser berufliches Tun steht im Focus, nicht die christliche Religion, gegen die unsererseits ja auch nichts einzuwenden ist. Sie war und ist die Grundlage des Shakertums.

Was uns zur nächsten spannenden Frage führt:


"Ist das eine Sekte?"

Eine "heikle" Frage, die eigentlich fast kein Kunde stellt. Trotzdem spüre ich meist die Scheu, diese Frage zu stellen oder den Zweifel, "ob da etwas dran ist ?..."

Also - für uns sind sie eindeutig keine Sekte: Erstens hat in einem früheren filmischen Interview die Shakerin Mildred Baker auf diese Frage ( die in den USA nichts Anrüchiges hat), geantwortet: "Wir sind keine Sekte, denn wir sind für Jedermann offen". Mitglieder, die aus den verschiedensten Gründen die Gemeinschaft verlassen wollten, konnten dies ohne Behinderung tun - man gab ihnen auch Mittel für den weiteren Weg mit. Gleichberechtigung total: Geschlechter, Herkunft, Rasse, Besitz usw.

Und Zweitens, für die ganz Ängstlichen: Welche Gefahr könnte wohl von den letzten 2 Shakern, die sich in den fast 70ern befinden und in einer winzigen Siedlung in Maine leben, einen kleinen Museumsshop haben und für Touristen und ihre Tiere da sind, ausgehen?

Im Gegenteil: sollte man sich eher mit den Verdiensten dieser bemerkenswerten Menschen beschäftigen, die uns in vielen Lebensbereichen schon vor hundert Jahren weit voraus waren- ( als sie aus Unwissenheit zu diffamieren).


"Machen Sie das alles allein?"

Seit mein letzter Lehrling mit Bravour seine Lehre bei mir abgeschlossen hatte, beschlossen wir, uns nun ganz konzentriert und ohne Ablenkungen dem Bau der Shakermöbel zu widmen. Also, Beschäftigte zu haben, denen man alles erst neu beibringen muss und die die nötige Ausdauer, Sorgfalt und Geschick mitbringen? Nötige Materialien sind sehr teuer und Unachtsamkeit/ wenig Erfahrung können größeren Schaden anrichten... Praktikumsanfragen müssen wir leider ebenso beantworten.

Wenn ich "wir" sage, meine ich natürlich meine Ehefrau Romana. Sie hat sehr vieles schon gemacht...es wird jetzt zu umfangreich, alles aufzuzählen, so dass ich ihr noch einen Extra-blog-Artikel widmen werde - versprochen!

Für Ausstellungsräume hatten wir immer gesorgt, denn ich kann keinem diese Möbel nahebringen/ verkaufen, wenn er sie nicht sehen und anfassen kann. Und um diese Ausstellung zu "füllen", bedarf es schon der Arbeit über die täglichen Aufträge hinaus. Dann steht der Besucher da und fragt, ob ich das alles selbst gemacht hätte. "Ja alles selbst mit eigenen Händen und der Hilfe meiner lieben Frau". Handelsware ist nicht dabei, ausgenommen Raumteiler mit Aluminiumrahmen.

Das Ganze hat aber auch den Vorteil für den Kunden, dass unsere Absprachen 1:1 von mir umgesetzt werden (durch Delegieren an Beschäftigte oder Azubis können keine "Übersetzungsfehler" entstehen). - Bis auf das, was ich vielleicht selbst "verbockt" habe - aber dafür gibt es keine Ausreden - es ist die Eigenverantwortung des Chefs. Da darf ich auch keine Nachsicht mir selbst gegenüber haben.


Woher kommen Ihre Kunden?

...oder anders gefragt: "Wie kommen Sie an Kunden?"

Eine hässlichere Variante ist: "Kann man davon leben?" - Ich antworte dann immer: "Sehe ich soo unter-ernährt aus?"

Also, eine besondere Eigenschaft, die wir haben, ist Ausdauer und die Gewissheit das Richtige zu tun. Sonst hätten wir in den über 30 Jahren bei der Anfertigung von Shakermöbeln schon längst das Handtuch geworfen. Unsere USA-Reisen haben uns immer wieder aufgebaut, auch in einem Markt weiterzumachen, in dem das Wort "Shaker" allein schon unbekannt war.

Es sind schon besondere, gebildete oder weitgereiste Menschen, die zu uns finden. Und die Zeit an sich bewirkt, dass es immer mehr werden. Viele Bücher sind über die Shaker erschienen, in Architekturklassen und Design- Studiengängen kommt man darauf zu sprechen und ist nun Wissender... sozusagen infiziert mit der wundervollen intelligenten Schlichtheit der Shaker.

Nochmal, wie kommen wir an Kunden? - Wir lassen uns finden. Irgendwann passt die Resonanz.(Topf und Deckel)

Wir unterstützen diesen Prozess des Findens mit dieser website und blogartikeln, wie diesem. Geschätzte 106K digitale Fotos sind genug Futter für Pinterest und Instagram. Auf Messen und Ausstellungen haben wir uns schon genug die Füße platt gestanden.

Seien auch Sie eingeladen, uns im schönen Reinhausen bei Göttingen zu besuchen ...

Und wenn Sie diese Seite heruntergelesen haben und uns besuchen, müssen Sie eine neue Frage mitbringen.


Haben Sie das bei oder von den Shakern gelernt?

Es gibt keine Shaker mehr, die Möbel oder sonstige Holzarbeiten ausführen, geschweige denn, dies auch noch unterrichten würden. Manche Bekannte in Deutschland behaupten steif und fest, dass Sie Original-Shakermöbel besäßen... Bestimmte Stücke werden manchmal von Auktionatoren zu horrenden Preisen versteigert. Man darf aber davon ausgehen, dass kein Shakermöbel als nationales Kulturgut die USA dauerhaft verlässt.

Aber zur Frage: Als selbständiger Tischlermeister bin ich seit dem Abschluss der Meisterprüfung mit damals 28 Jahren auf mich allein gestellt - da kommt Keiner, der einem noch etwas beibringt. Man muss es sich selbst erarbeiten. Das Lernen hört nicht auf. Learning by doing - entweder man schafft es, oder zahlt "Lehrgeld". Kunden bezahlen Geld - und eine Sache, die vor ihm steht kann er gut, manchmal gnadenlos beurteilen. (Da haben es Menschen in Berufen, die nichts Greifbares verkaufen oder anbieten viel leichter, denn mit geschickter Rhetorik kann man sich oftmals retten).

Unser Weg ist von der Begeisterung getragen, diese Stücke ebenso, wie die Shaker zu erbauen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich trotz moderner Technik ebenso viel Zeit dazu brauche, wie die Shaker damals auch. Zum Glück sind es nicht die gleichen Preise. Shakermöbel wurden von Historikern akribisch vermessen. Das sind die Eckdaten - das gedankliche "Hineinkriechen" ist wiederrum unserem Enthusiasmus geschuldet.

Etwas habe ich aber doch in einem Shakerdorf gelernt: bei einem workshop in Canterbury/Conn , fertigte ich meine erste Shaker oval box. Etwas später importierten wir oval boxes von ebendiesem Kursleiter, der sich damit ein kleines business aufgebaut hatte. Als er nicht mehr lieferte, brachte ich das damals Erlernte meiner Ehefrau Romana bei, die in den folgenden Jahren hunderte dieser schönen Holzdosen anfertigte. Auch gab sie in vielen workshops oder auf Sonderausstellungen diese Fähigkeiten an Laien, Fachleute oder Berufschullehrer weiter. Wir können also nicht ohne Stolz sagen, dass wir die Shaker oval box nach Europa geholt haben. 


Wie sind Sie darauf gekommen, Shakermöbel zu bauen?

Ganz kurz umrissen auf meinem Einleitungs-Video:


mal etwas Anderes:

"Wie passt das alles mit den Schiebetüren zusammen?"

Also, unser Start in die Selbständigkeit begann 1984 unter dem Motto: "Seeland, die Tischlerei für Massivholzmöbel". Unsere ersten Kunden waren meist Lehrer, die mit ökologischem Denken voran gingen. Wo haben sie also begonnen? - Im Schlafzimmer, mit einem Bett aus massivem Holz und Bio-Oberflächenbehandlung.

Was war dann aber mit dem Kleiderschrank? -Vorhanden, meist groß in einem kleinen Raum, mit Drehtüren, die zusätzlich Platz beanspruchten - oft 6-8 Stück, die nebeneinanderstanden, wie Soldaten. Natürlich aus Spanplatte- was sonst, denn an Massivholz war zu jener Zeit im Handel kaum zu denken.

Da kam nun ein junger Tischler, der alles aus Massivholz machen wollte?---("unbezahlbar!" -war das Vorurteil.)

Nun gut, platzsparende, große Schiebetüren ganz aus Holz wären zumindest recht schwer (und vielleicht optisch nicht so ansprechend). Die Beschlag-Technik war auf dem Gebiet nicht sonderlich weit.

Also besann ich mich auf die japanischen shoji und machte den dazugehörigen Kleiderschrank leicht. Traditionelle Verwendung von Papier war mir nicht geheuer und so bespannten wir die leichten Rahmen mit einem hellen, festen Baumwollstoff. Das funktionierte gut.

Um dann auch in anderen Wohnbereichen diese Leichtigkeit fortzuführen setzten wir auf die Kooperation mit der Fa. raumplus aus Bremen, die die Gleittür mit schlankem Aluminiumrahmen in unendlichen Varianten und Kombinationen weiterführen. Diese Zusammenarbeit währt nun schon 2 Jahrzehnte und wird bei Bedarf durch unsere Planung in einen harmonischen Kontext zu den Möbeln gesetzt. Der Raumteiler ist meist unabhängig von Möbeln und gehört zu unserm Know How und Service beim Thema Schiebetür.


Was ist eigentlich "Japandi"?

Fortsetzung folgt.

Bringen Sie bei einem Besuch bei uns Ihre neue Frage mit ?...

 


Lesen Sie hier einen ausführlichen Artikel

zum SHAKER-Design


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