Warum Shaker-Design unser Leben vereinfachen kann: Entdecke die Philosophie hinter diesem zeitlosen Stil

SHAKER-DESIGN

Erfahrungen aus meiner Praxis des Möbelbaus

Du willst mehr...

über das hervorragende Design der Shaker erfahren? Eine Wissenslücke schließen und dabei noch viele wertvolle Einsichten fürs Leben gewinnen?

Dann komm mit mir auf eine spannende Reise aus Arbeit, Entdeckungen und Selbsterfahrungen.

Wenn du nur 1-2 Grundsätze des Shaker-Design für dein Leben verinnerlichst, kannst du es situativ jederzeit sicher anwenden, da es deren Erfahrungswissen aus über 200 Jahren darstellt. Deine Gestaltungs-Kompetenz macht einen Schritt nach vorn.

Ich bin Tischlermeister und reproduziere seit über 3 Jahrzehnten Shakermöbel. - Bin zusammen mit meiner Frau Romana an fast allen Shaker-Orten in den USA gewesen und habe in der täglichen Praxis gelernt, was Shaker-Design ausmacht: von der Holzgewindeschraube in der Shakerleiste über den Stuhlbau bis zum Einbaumöbel  -  Ikonen hautnah!

Romana Seeland ist Künstlerin.

Sie hilft mir aber auch beim Flechten der Shakerstühle und hat die meisten Arbeiten bei unseren Shaker oval boxes ausgeführt.

Ich bin Peter Seeland,

und  fast jeden Tag mit dem Nachbau von Shakermöbeln beschäftigt.

Das Design der Shaker hat sich mittlerweile in mir "verwurzelt".



Wie es kam...

Ich habe mit 28 Jahren nach bestandener Meisterprüfung die eigene Tischlerei gegründet. 1984 in Gleichen, nahe der damals deutsch/ deutschen Grenze in Süd-Niedersachsen. -- Zusammen mit meiner Ehefrau Romana bin ich durch "dick und dünn" gegangen. Wenn ich hier größtenteils von "mir" spreche, sind natürlich unser beider Kräfte und Einsatz gemeint.

Gestartet, ohne Kundschaft, aber mit dem neuen Konzept, individuelle Massivholzmöbel zu bauen. Das war damals noch sehr exotisch, da Spanplattenmöbel absolut dominierten.

Ein Abenteuer für unsere kleine Familie - Vater, Mutter, Kind - wir gehen da zusammen durch!

Zur "Wendezeit 1991" lese ich zum ersten Mal zufällig etwas über die Shaker und bin elektrisiert. - Muss hin und sie selbst fragen, ob es stimmt, was da ein Möbelhändler behauptet: "Das darf nicht Jeder..." ( Er hätte sagen sollen "Das kann nicht Jeder").

Also fliege ich mit 2 Freunden hin. Direkt an die Ostküste / Maine. Nach Sabbathday Lake haben sich die letzten Shaker zurückgezogen, da alle ihre ehemaligen Dörfer jetzt zu Tourismusmagneten werden oder verfallen.

Die letzten 6 Shaker heißen uns willkommen. Ich stelle die alles entscheidende Frage: "Darf ich Shakermöbel so einfach nachbauen und verkaufen?" - sie wird mit einem wohlwollenden Segen beantwortet. Ich soll das sogar tun! Brother Arnold und Sister Francis werden Verbündete, die uns bei weiteren Besuchen immer herzlich aufnehmen.

Shakermöbel von Peter Seeland
unsere Möbelausstellung ca. 1995

 

Auf ein Neues!

Ich kann anderen Menschen am besten etwas näher bringen oder verkaufen, wenn sie davor stehen und es anfassen können. Als Handwerker weiß ich, dass ich es kann - es aber besser ist, es auch zu beweisen. "Worte sind gasförmig" sagte mal ein Kunde, der Anwalt ist. Außerdem ist das Wort allein nicht so mein Werkzeug...die Tat gehört dazu.

1992: Unsere neuen "Shaker"Möbel verdienen Ausstellungsräume, wir gehen auf Messen und Sonderausstellungen, animieren Presseartikel und machen die Shaker so bekannt, wie wir es vermögen.

Noch mal ganz klar vorweg: es ist schon viel über die Shaker und deren Kunst und Historie geschrieben worden. Alles kluge Leute. Ich gebe hier Erfahrenes, nicht Gehört oder Gelesenes wieder.    "Ver-Inner-Lichtes".

 

Legen wir los!

Die Shaker waren nicht darauf aus, "Design zu machen"- wie man es sich heute vielleicht vorstellt. Sie haben sich die Dinge, die sie brauchten, selbst geschaffen. Das war aber kein Durcheinander, sondern beruhte immer auf Planung und ihren Glaubenssätzen und Regeln, die eine größere Gemeinschaft braucht. Untereinander akzeptiert und unterstützt, führen sie zu einem Gleichklang im Tun und Gestalten. Man könnte sagen, ein Stil entsteht, ohne dass die Akteure dies verbissen wollen. Wenn man begriffen hat, dass unnötige Verzierungen an einem Möbel nicht zu seiner alltäglichen Brauchbarkeit beitragen, lässt man sie einfach weg. Es wäre im Verständnis der Shaker auch Zeitverschwendung. Logisch nachvollziehbare Wirtschaftlichkeit.

" Tue deine Arbeit so, als wenn du hundert Jahre vor dir hättest und so, als müsstest du morgen sterben" (Ann Lee)

Dieser Satz fordert auch die Sorgfalt und damit die Haltbarkeit des Geschaffenen. Keine Hast und Eile.

 

Bei wachsender Zahl an Mitgliedern wurde gebaut und jeder sollte ordentlich wohnen und versorgt sein. Eine beachtenswerte Logistik, die meist Aufgabe der Elders/ Diakone (immer beid-geschlechtlich) war und in Übereinkunft entschieden wurde. Gleichberechtigung bei den Shakern schon vor über 200 Jahren selbstverständlich!  Auch keine Benachteiligung von Farbigen. Keine Rassentrennung schon vor dem Bürgerkrieg. Also im Focus die Gestaltung - des Zusammenlebens.

 

Es gibt viele technische und soziale "Innovationen", die auf den Regeln und Glaubenssätzen der Shaker beruhen, auf die ich noch eingehe, da sie die Basis des Gesamtwerkes der Shaker sind.

 

 

 

Shaker-Design - erklärt, anhand von 3 Artefakten


  • Shaker oval box
  • Sprossenstühle
  • pegrails / Shakerleisten
Garderobenleiste Seeland
Shakerleiste

 

In unserem nun schon über 30 Jahre dauernden Prozess, den wir "Our Shaker Experience" nennen, haben wir auch sehr viele Gebrauchsgegenstände der Shaker reproduziert und damit in allen Arbeitsgängen nachvollzogen. Vom hübschen Nadelkissen über Kerzenhalter oder Kleiderbügeln bis zu großen Schränken. Stühle sind immer noch Herausforderung und Shaker oval boxes gehören einfach dazu, Shakerleisten wöchentliche Routine.

Ich greife hier das Typische vom großen Spektrum des Shaker-Designs heraus. Ihre Sätze und Regeln beenden dann dieses spannende Thema. Das ist dann spätestens der Punkt, an dem jeder bewusst lebende Mensch auch für sich Nützliches herausziehen kann.

 

 

Shaker oval box

 

 

Die oval box ist ein anschauliches Beispiel für das innovative Denken der Shaker. 

Spanschachteln gibt es in fast allen Kulturen. Aber hier erkennt man wieder ein typisches Vorgehen: etwas Vorhandenes wird erkannt, analysiert und verbessert. Es wird ein Produkt kreiert, das mit entsprechender Vorbereitung in größeren Stückzahlen hergestellt und verkauft werden kann. Von einem größeren Bedarf konnte man ausgehen, da es noch keine Behältnisse aus Kunststoff gab.

 

Was ist besonders?

  • sie sind oval - (Warum? - dazu später)
  • nicht nur aus einem dünnen Furnier-Span, sondern gesägtem Holz
  • sie entwickelten eine spezielle Maschine, um die dünnen Holzstreifen herzustellen
  • die boxes wurden in abgestimmten Größen gemacht, damit sie ineinanderpassen, sogenannte "nests"
  • die schöne Verbindung der "Schwalben" erfüllt einen technologischen Zweck
  • die box wurde mit Kupfernägeln verbunden, da diese nicht rosten
  • durch das Vorgehen, sie ohne Verleimung zu machen, kann auch nichts "aus dem Leim gehen"
  • die schlichte Schönheit - durch Form, unaufdringliche schöne Details 
  • ein Behältnis, das leicht und universell verwendbar ist

 

Wozu also oval?

das Oval hat Länge und Breite. Es können Dinge mit unterschiedlichem Maß darin aufbewahrt werden. Was z.B. in ein rundes Gefäß nicht hineinpasst, passt in jeglicher Richtung nicht.

Weiterer Vorteil ist, dass man sie bis zu einer bestimmten Größe noch mit einer Hand greifen kann, wohingegen man bei einem runden Gefäß - bei gleichem Volumen, schnell an Grenzen stößt ( man braucht beide Hände, um sie aufzunehmen). Ovale Tabletts die im Prinzip ein großer Deckel einer Shakerbox sind, lassen sich viel besser handhaben, als Kreis-runde.

 

probieren Sie es einfach aus:

Man nehme einen Streifen Pappe oder Ähnliches. Er ist sehr flexibel und instabil. Wenn Sie ihn zu einem Ring biegen und an den überlappenden Enden fixieren, entsteht aufrecht gestellt, schon mal etwas viel Stabileres...

 

Ein dünner Holzstreifen erhält vor der endgültigen Formgebung die Verjüngung an beiden - und die "Schwalben"am äusseren Ende.

Durch Wärme (Wasser oder Dampf) formbar gemacht, über eine ovale Form gebogen und vernagelt, erhält er die erste Stabilität. Nach Einpressen des Bodens oder Deckels ist das Behältnis fast schon fertig. Die oval box wird also mit einem Deckel in gleicher Technik geschlossen. Eine belastbarer Körper ist entstanden, der zudem federleicht ist. Übrigens, werden Boden und Deckel nicht eingeleimt, sondern mit Holznägeln festgehalten.

Die weiteren Arbeitsgänge dienen der "Schönheit". 

 

Die kostenlose Schönheit kommt nun von allein hinzu:  Das Zusammenspiel der Schwalben bei Unterteil und Deckel, mit den stimmigen "Linien" der Kupfernägel ergibt ein dekoratives Muster, dem man sich kaum entziehen kann.

Die Form der Schwalben ist natürlich kein Deko, sondern verhindert eine Verformung oder Reißen der Dose, da sie die Folgen möglicher Luftfeuchte-schwankungen unsichtbar ausgleichen.

 

 

leicht - stabil - praktisch - schön

Von den Shakern wurden sie als "nice boxes" bezeichnet und in "nests" verkauft. In ihnen kann man Vieles aufbewahren. Liebvoll ausgekleidet mit Seide wurden sie u.a. als Nähdosen und Körbchen verkauft. Sie werden heute von Antiquitätenhändlern zu Rekordpreisen gehandelt. Der vorletzte männliche Shaker Elder Delmar Wilson, hat in Sabbathday Lake noch bis in die 1950er Jahre diese schönen Behältnisse gefertigt. (Möbel baut kein Shaker mehr)

"Was macht man damit, was tut man hinein?" werden wir öfters gefragt- ( typisch "Generation Plastik").

Viele unserer Kunden benutzen sie als kleine "Schatzkiste", in der Andenken, Kinderfotos, Schmuck oder andere liebgewonnene kleinere Dinge aufbewahrt werden. Sie wird aber nicht "versteckt", sondern hat einen guten Platz mit bescheidener Präsenz.

 

Die Shaker oval box ist für mich zuerst ein Symbol - ein Synonym für die Shaker, ihre Intelligenz und Liebenswürdigkeit. Sie ist schön und man kann sie auf lange Zeit ansehen ohne Überdruss zu bekommen ( -der mit manch anderem Ding einhergeht).

Sie ist heiter, denn mit ihrer eleganten Form zeigt sie die Schwalben und das auf ihr verlaufende Licht in ansprechender Weise. Dies ist beim Fotografieren immer wieder interessant.

Nachdem wir die boxes aus unserer Herstellung auch mit verschiedenen Farben veredelt haben, gesellte sich auch Freude hinzu: strahlendes Gelb auf Ahorn, dezentes Grün auf Kirschbaum... Alles ein Abenteuer. Wir sind es ja als Tischler gewohnt, die Schönheit des ausgewählten Holzes herauszustellen. Jetzt ersetzt dies die Farbigkeit und lässt die Form und Proportion besser in Erscheinung treten... dazu später mehr.

 

Shaker oval boxmaking bei Peter Seeland
Boxmaking

 

 

Wer schon so viele Shakerboxes mit Begeisterung, Liebe und Ausdauer gemacht hat, kann hier Wichtiges beitragen:

ovale Shakerdosen / Romana Seeland

 

Meine Meinung? - Schöne Arbeit !  

 

Die Shaker oval boxes sind ein Ergebnis von Material, Prozess und Haltung.

Viele, viele Boxes sind durch meine Hände gegangen. Immer in Serien, so dass jeder erneute Beginn mit Verbesserungen zur vorherigen Serie verbunden war.

 

Bei meinen Shakerbox-workshops habe ich es immer wieder erlebt - wer solch einen Designklassiker selbst von A bis Z , also ca. 60 - 70 Arbeitsschritte gemeistert hatte, war stolz und voller Freude, seine fertigen Dosen mit nach Hause zu nehmen. So eine Teilnehmerin: "Eine schöne Erfahrung - Arbeit kann also auch Freude machen!" 

 

Interessiertes Lernen + freudige Arbeit bringt auch gute Produkte hervor!

 (wie bei den Shakern)

 

Romana Seeland

 


unser "Darüber Hinausgehen" beim Shaker Design

- keine Prototypen mehr, sondern oft auch Kleinserie

 

Wer selbst Hand anlegen möchte, findet hier eine gute Quelle für nötiges Zubehör, insbsondere die kl. Kupfernägel

link: John Wilson / USA


Sprossenstühle

"Shakermöbel sind ehrliches Handwerk plus Design"   Peter Seeland

 

Ein Sprossenstuhl ist ein Stuhl, der aus meist runden (gedrechselten) Teilen besteht. Das hat Vorteile, die die Shaker klar durchschauten und nutzten:

  • runde Teile sind mit einer Drechselbank schnell geformt und können in einer Aufspannung sehr weit bearbeitet werden - also bis zu passenden Verbindungen(Zapfen), Schleifen oder sogar der Oberflächenbehandlung
  • Diese runden Stäbe haben schon eine Stabilität in sich - fast wie ein gewachsener Ast - bei geringerem Volumen, d.h., sie sind auch leichter und ergeben einen leichten Stuhl, den sie bei Bedarf an die Shakerleiste hängen konnten.
  • Die "Material-Ausbeute" ist hoch -  dünnere, kurze Teile - der Fachmann nennt es geringen Verschnitt
  • Bei den Sprossen sind es alles gleiche Teile, die nur in der Länge differieren. Es sind allerdings keine! geraden Rundstäbe, sondern sind sie ballig, d.h. in der Mitte dicker und sich nach Außen zum Zapfen gleichmäßig verjüngend
  • dauerhaft und gut - ein Produkt, das man an die "Welt" verkaufen kann (Anm.: die Shaker bezeichneten alles außerhalb ihrer Gemeinden als "die Welt")
  • Einheitlichkeit ohne Eitelkeit
  • er lässt sich gut reinigen ( runde Teile)
  • Die sorgfältig geflochtene Sitzfläche ist leicht und fest. Beim Sitzen ziehen die Bänder die Stuhlbeine zur Mitte zusammen. Das Sitzen darauf erhöht hier also die Stabilität - bei anderen Stühlen ist es umgekehrt.

 

Stühle sind essenziell.

Die Shaker stellten ihre Stühle und alle anderen Möbel zuerst für den eigenen Bedarf her. Sie entschieden sich gleich zu Beginn für den Typ  Sprossenstuhl. Gründe s.o.

Bei ihren Stühlen kann man eine kontinuierliche Entwicklung nachverfolgen. Er bietet reichlich Variationsmöglichkeiten vom Kinderstuhl über Hocker bis zum Schaukelstuhl (rocker).

Mit dem Sprossenstuhl hatten insbesondere 2 Shaker-Familien in Mt. Lebanon/NY eine Einkommensquelle entdeckt, die zu einer Stuhlproduktion und meines Wissens nach zum ersten mail order Geschäft in den USA wurde. Es gab einen Katalog mit den verschiedenen Stuhltypen und Größen.

Katalog Shakerstühle von 1880
Abb. aus Katalog von ca. 1880

 

Bei der Vielzahl von Wahlmöglichkeiten bei einer Bestellung, nehme ich an, dass letztlich jeder Stuhl ein individuelles Einzelstück wurde. Wahl bei: Typ, Größe, Holzfarbe, Farbe des Sitzgeflechtes/ sogar Kombination, Rückenlehne in verschiedenen Ausführungen....Das ergibt mathematisch Millonen von Möglichkeiten.

 

 

goldenes Label

Herstellung und Qualität der Stühle müssen so gut gewesen sein, dass es nicht lange dauerte, bis Kopien unter Verwendung des Qualitätsgaranten namens "Shaker", auftauchten. Die Shaker warnten in Zeitungsanzeigen sogar davor. Sie kamen dann auf die Idee, ihren Stühlen ein aufgeklebtes goldfarbenes Label zum Schutz mitzugeben.

Das Ganze ist ein weiterer Beweis für ein erfolgreiches Produkt, bewusstes branding und dessen Vermarktung - Shaker-Design eben.

 

 

"kippel doch nicht!"

Diesen Ausruf genervter Eltern kennen wir fast alle. Sie ermahnen meist Kinder, auf dem Stuhl nicht nach hinten zu kippen, um Schlimmeres zu vermeiden. Dagegen fiel den Shakern etwas ein: sie setzten in die Hinterbeine der Sprossenstühle unten eine Art Kugelgelenk / tilter aus Holz ein, damit man "Kippeln" konnte. Natürlich, um die guten Fussböden vor hässlichen Abdrücken zu bewahren.

Das haben wir nachgebaut und es funktioniert: der Stuhl bleibt auf der Fläche des tilters stehen und kann dabei nach hinten kippen. Die eingesetzte Holzkugel mit Fläche wird mit einem Lederband flexibel gehalten. Zum Patent kam es, als sie sich das aus Messing vorgestellt und realisiert hatten. Wie bei einer Schraubzwinge. Wir haben auf unseren Shaker-Reisen allerdings außer dem Patentmodell nur wenige Stühle derart gesehen.

Interessant für mich als Tischler: das Kippeln ist für einen Stuhl generell "tödlich" . Es sind große Hebelkräfte, die auf die Eine Stelle des Stuhles wirken: der Anschluss zwischen dem Sitz und den Hinterbeinen. Hier gehen konventionellen Holzstühle zuerst auseinander.

Die Shaker waren von der Haltbarkeit ihrer Stühle derart überzeugt, dass sie diesem Risiko gelassen ins Auge blickten.

Vertieft man sich in diese Konstruktion weiß man, dass die untenliegenden weiteren Sprossen diesen Punkt abstützen und abfangen. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass es auch die Schaukelstühle/rocker gibt, die o.g. Belastungen permanent aushalten. Da wären Geräusche beim Wippen ärgerlich.

 

gutes Unterscheidungsmerkmal "finals" --- verschiedene Macher, Zeiten und Orte der Shaker

Sind denn die finals eine Verzierung?

Man hat es uns im Shakervillage Canterbury gezeigt: Erfasst man den Stuhl oben an Kerbe des finals mit der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger, ist es ganz leicht, den Stuhl zu drehen und an der Shakerleiste aufzuhängen, weil das runde Holz fast von selbst zwischen den Fingern gleitet.

 

Buchtipp:

  • The Shaker Chair / Charles R. Muller und Timothy D. Rieman, 1984, ISBN 0-9611116-0-7

 


Wie ist es (bei uns) in der Praxis?

Der (Möbel-)Tischler macht schon mal einen Tisch. Aber passende Stühle? Das ist schon fast ein anderer Beruf: Stuhlbauer, Stellmacher, Industrie. Hier geht man in die 3.Dimension eines stabilen Gestells. ( meist arbeiten Tischler eher flächig mit Platten oder Rahmen, die dann evtl. zusammengefügt werden). Heute funkt. Stühle nur in Massenproduktion: für's Objektgeschäft und den Möbelhandel. Alles Andere ist zu arbeitsintensiv. Wer hat schon die Zeit, einen neuen Stuhl zu entwerfen, stabil zu konstruieren, zu testen, zu verbessern, zu vermarkten? Im Handwerk schon fast Niemand - vielleicht Künstler oder Kreative, die meinen, noch einen neuen Stuhl den schon Millionen vorhandenen hinzufügen zu müssen/ wollen...

Kommen wir zurück zu Peter Seeland. Da wir den Shaker worktable so originell finden, ist er für unser Möbelprogramm DER Esstisch, (neben dem Shaker trestle table). Und jetzt Stühle dazu? Eigentlich passen fast alle modernen Stühle zu ihm. Der Shaker sidechair, also ohne Armlehnen, hatte anfänglich eine gerade Rückenlehne, die ein sehr gerades Sitzen bedingt. Später wurde diese etwas nach hinten gebogen. Ich ging dann  einen Schritt weiter und bog sie bei unseren Stühlen noch nach außen, da die Schultern meist breiter sind. Das macht erst einen bequemen (Schaukel)Stuhl - freilich mit erhöhtem Arbeitsaufwand, den die Shaker ganz genau so nicht hatten.

 

Peter Seeland beim Bau von Shakerstühlen

Blogartikel zum inneren Geheimnis unserer Sprossenstühle

Gedauert hat es auch, bis ich mich als Tischler mit dem Drechseln angefreundet hatte, ich drechsle gern--- aber das ist nun mal ein Beruf für sich, mit eigener Ausbildung. Die Drechsler, die ich anfänglich mit der Anfertigung von Stuhlteilen beauftragte, konnten es mir selten "recht" machen. Es war ein nerviger Prozess, bis ich es selbst begann. Neue Maschinen, großer Zeiteinsatz. Heute geht es mir gut von der Hand, dauert aber vielleicht immer noch so lange, wie damals bei den Shakern. Gut Ding braucht Weile. 

Übrigens: Den Shakern in Mt. Lebanon ging es gewissermaßen auch so. Nachdem ihre Stuhlfabrik abgebrannt war, versuchten sie durch den Zukauf von Drehteilen, die Stuhlproduktion schnell wieder aufzunehmen bzw. weiterzuführen. Das klappte aber leider nicht und so wurde dies langsam das Ende ihrer wundervollen Stühle.




Skandinavisches Design: 

Berühmte Gestalter, wie z.B. H.J. Wegner oder Börge Mogensen haben auch den Shakern bei ihren Stuhl-und Möbelentwürfen  über die Schulter geschaut. Sie wurden damit weltberühmt. - Auch hier wieder das Ur-Design von den Shakern. Das wurde anfänglich nur zaghaft kommuniziert.

Das Design der Shaker lebt also munter in den skandinavischen Klassikern weiter, die man heute in jedem Wohnmagazin findet.

Besonders den Japanern hat es der Wegner angetan:  Sehr viele seiner "wishbone chairs" / modell CH24 werden aus Dänemark dorthin exportiert.



Auch mir ist es des Öfteren vergönnt, durch Shaker- Design  Neues zu gestalten:

z.B. unseren CUROS_balance, wie ich ihn genannt habe. Er ist eine Symbiose aus dem Shaker lowback chair und dem rocker. Ein Sprossenstuhl mit gefochtenem Sitz und einer cushionrail - nach unten versetzt. Artenvielfalt auch hier möglich: daraus entstand außerdem ein Stuhl, ein Barhocker und ein "Gitarrenstuhl"...


 

Unser "Darüber-Hinausgehen":


Shakerleisten / pegrails

 

 

Beim Thema der Shakerlisten ist eigentlich alles schnell erfasst.

Grundsätzlich ist sie für die Shaker ein Ordnungsinstrument erster Güte gewesen, das sie in allen Häusern und Räumen anwendeten. Die Aktualität sehen wir an wöchentlichen Bestellungen aus Nah und Fern von Kunden, die "ES" verstanden haben.

Diese Leisten statten wir von Anfang an mit GEWINDE-pegs aus, da wir außer einem größeren Arbeitsaufwand nur Vorteile nennen können.    Womit wir bei den Vorteilen wären:

  • man kann jederzeit etwas daran aufhängen = Platzgewinn
  • die Form der pegs gibt guten Halt, ohne Beschädigungen
  • die pegs mit einem angeschnittenem Gewinde am Schaft sind universell, da man sie herausdrehen kann, wenn z.B. ein Schrank davor gestellt wird- die Shakerleiste muss nicht demontiert werden
  • und wenn sie einmal dran ist, werden die Wände von weiteren Beschädigungen verschont
  • außer Kleidung wurden viele andere Dinge daran aufgehängt: kleine Regale, Schränkchen, Handtuchhalter, Küchenequipment, Wanduhr etc.
  • ansonsten passte man pegs auch für spezielle Aufgaben an, z.B. Längere für Eimer, Hüte, Gerät oder eben Kürzere für Kleines

Ästhetik der Shakerleisten

Schon die alten Griechen hatten sogenannte Mäanderbänder auf ihren Wänden.

Die Shakerleisten sind auch eine Gliederung der Wandfläche und "Horizontlinie" im Raum. Die in gleichen Abständen angeordneten pegs geben einen unaufdringlichen Rhythmus vor.

Wenn sauber gemacht wurde (ziemlich oft), konnte man die leichten Sprossenstühle vom Boden an die Wand hängen und alles ging schneller, ohne Räumen und Rücken. Sitzfläche nach unten - warum?


unser Beitrag:  Weitergehen...

 

Beschreibung unter den geöffneten Bildern


typisch / untypisch

 

 

Symmetrie und Asymmetrie

Es gibt beide Lager bei den Möbelmachern der Shaker: Die Einen bevorzugen die vertikale, symmetrische Spiegelung entlang der Mittelachse der Front mit entsprechender Aufteilung von Türen und Schüben.

Und es gibt die andere Seite, die die Asymmetrie bewusst und konsequent deutlich betont. Streng an der Funktion und speziellem Bedarf orientiert. In der Horizontalen wird das Prinzip der Symmetrie meist aufgegeben ( in der Natur ebenso). Deutlich auch erkennbar an in der Höhe gestaffelten Schubladen, die nach oben immer flacher werden. Offensichtlicher Grund: größere, schwerere Dinge brauchten nicht weit vom Boden nach oben gehoben werden - während die kleinen Dinge oben dem Auge näher waren...Es gab natürlich auch etliche Möbel, bei denen die Schübe außen gleich hoch waren.

 

Proportionen

Von den Shakern selbst festgelegt, gelten 2 : 3 und 3 : 4 als schön (Front-ansicht oder Teile davon). Auch heute sind diese Verhältnisse eine Grundlage für gute Proportion und Ausgewogenheit. Im Wesentlichen geht es um die Abstimmung zwischen Proportion, Balance und Hirarchie.

 

Ordnung / Sauberkeit

Einzelmöbel, die wie der Name schon aussagt, beweglich gehandhabt wurden, haben meist einen Freiraum darunter, damit das Reinigen der Räume einfach und gründlich vonstatten ging. Betten wurden sogar mit Rollen zum Wegziehen ausgestattet.

 

Die "Evolution" der 3-beinigen Beistelltische (candlestands) ist hoch interessant: von der Säule unter einer runden Platte mit 3 schräg eingesetzten Rundstäben, über ein viktorianisch adaptiertes Modell bis zu einem eleganten Tisch mit einer Flaschen-förmigen Mittelsäule in die fast übergangslos drei elegant geschwungene Beine "hineinlaufen". So klar und natürlich, dass er es bis ins Metropolitan Museum of Art geschafft hat.

 

Einbauten

"There is no dirt in heaven."  Einbauschränke wurden schon mit dem Bau der Häuser konzipiert. Um den Einbauschrank gibt es weniger zu reinigen, keine Ecken und Kanten - also logisch: eingebauter Stauraum. Für ein paar hundert belivers je Gemeinde... - das waren schon Größenordnungen im Möbelbau!

Frontaufteilungen wurden fast modular und sich wiederholend/ gespiegelt gefertigt. Aber auch hier gab es wieder auch Asymmetrie, wenn es spezielle Anforderungen gab ( siehe, den bemerkenswerten Mt. Lebanon Schrank in unserem Portfolio)

 

Schubladen

gab es seehr viele. Alle sind Schwalbenschwanz-gezinkt und dazu teilweise auch noch etliche mit sich nach oben verjüngenden Seiten. D.h., der Schub zeigt oben innen nur eine schmale Kante und wird nach unten dicker, wie ein Trichter. Die Dicke unten wird für den massiven Boden benötigt, dem in einer Nut das "Arbeiten" ermöglicht wird. Diese MachArt habe ich bisher nur bei den Shaker-Originalen bestaunen dürfen. Viele gleichförmige Schübe wurden nummeriert bzw. beschriftet.

Interessant: Die Schübe in Kommoden und Einbauten, die sich oberhalb der Augenlinie befinden: Dazu hatte man wohl jederzeit einen step parat, bzw. verwahrte dort saisonale Dinge oder Kleidung. Für die heutige Denkweise recht erstaunlich - unabhängiges  Denken eben...

 

Knöpfe,

also Möbelknöpfe, waren recht einheitlich, da sie aber immer von Hand gedrechselt wurden - auch minimal unterschiedlich in der Grundform - stets ergonomisch zu Hintergreifen.

Unterschiedlich - sinnvoll in der Größe - entsprechend der Maße des Schubkastens. Obstholz ist hart und dicht gewachsen, was sie trotz vieler Berührung mit der Zeit sogar schöner werden lässt.

Porzellanknöpfe wurden auch gern verwendet (da schön glatt).

 

 


Parallel- Welt

"Japandi", so bezeichnet man einen Trend, den es in früheren Zeiten in unterschiedlichen Ausprägungen gab: "Japonismus", beim Jugendstil oder jetzt die Übereinstimmungen vom skandinavischen Design zum Fernöstlichen.

Auch mir fiel schnell eine Übereinstimmung oder Harmonie der Shaker-Dinge zur asiatischen Gestaltung auf:

  • Asymmetrien
  • einfache, fast minimalistische Formensprache
  • Farbgestaltung
  • sinnhafte Funktionalität
  • Tansu vs. Shaker-Truhe/ Kommode

Nachweislich, logisch konnten die Shaker keinen Kontakt zur japanischen Gestaltungs-Ethik haben. Man kann also von einer generellen, gut übereinstimmenden (überbewussten) Gestaltungsmaxime ausgehen...(Anders kann ich das derzeit nicht formulieren).

George Nakashima in den USA hat es meisterhaft verstanden, das Östliche mit dem Shakertum in seiner Arbeit als Möbelgestalter zu verbinden.

 

Buchtipp: "The Soul of a Tree", George Nakashima

ISBN 0-87011-903-6


Wenn du ebenfalls die asiatische Zurückhaltung in der Gestaltung magst, wirst du auch die Shaker-Dinge mögen, die uns so viele Gemeinsamkeiten zeigen und ermöglichen.


Farben

Das Thema Farbe ist beim Shaker-Design nicht außer Acht zu lassen. Also wichtig.

Sie wollten bei ihren Einrichtungen nicht ausschließlich (eitel?) die Schönheit des Holzes hervorheben, denn das wäre ja schon eine Wertung: "Dieses Holz, diese Maserung ist aber schöner, als jene...?" 

Nein, die Funktion stand im Vordergrund und sicher auch die visuelle Eindeutigkeit in Form von Proportion und Gebrauch. Diese Feststellungen machte ich stets, wenn ich den Mut hatte, ein Möbelstück, wie auch die Shaker auch farbig zu gestalten. Das Möbel als Ganzes wirkt und nicht das schöne Detail oder die ausgesuchte Maserung. Viele originale Möbel wurden nach dem Übergang an Privatpersonen abgebeizt oder neu gestrichen...

Hier bei uns in Europa herrscht die Meinung, alle Möbel der Shaker seien aus Kirschbaum gewesen- Stimmt natürlich nicht, denn manches Möbel wurde nur "reddish" gemacht, war aber nicht aus black cherry. Das führte dazu, dass ich sehr viel amerikan. Kirschbaum verarbeiten - musste. 

 

Häufigkeit der Verwendung verschiedener Holzarten bei den Shakern (nach John Kassay: "The book of Shaker furniture", aus 1500 Möbeln)

  • gleichwertig standen an erster Stelle: cherry (Kirsche), hard maple (Ahorn), pine (Kiefer -art) und walnut (Nussbaum)
  • an zweiter Stelle: birch (Birke), butternut, chestnut (Kastanie), poplar(Pappel), ash (Esche)

Also die Verwendung nach dem Prinzip der Materialgerechtheit: das richtige Holz an der richtigen Stelle

 

Bei festgelegter Bestimmung ist auch mit dem Abrieb der Farbe an frequentierten Stellen zu rechnen. 

Natürlich wurden feine Möbel, wie candlestands, Näh- oder Schreibmöbel, Stühle oder Tischplatten auch aus feinen Hölzern, wie Kirschbaum oder Riegelahorn gemacht und farblos Oberflächen-behandelt.

 


 

 

alle Farben?

 

Auch die farbliche Gestaltung in der Welt der Shaker war festgelegt, damit kein buntes Allerlei entstand:

Auszug aus den Millennial Laws (1823)

...3. Das Gemeindehaus muss außen weiß und innen in einem bläulichen Ton gestrichen sein. Wohnhäuser und Werkstätten sollten so weit wie möglich eine Einheitsfarbe tragen, es wird empfohlen, die Werkstätten in einer etwas dunkleren Tönung zu halten als die Wohnhäuser.

4. Die Fußböden der Wohnhäuser sollten, sofern sie einen Farbanstrich tragen, rötlichgelb und die der Werkstätten gelblichrot sein.

usw.

Sektion 10 zur Möblierung von Schlafräumen:

...2. Bettstellen müssen grün gestrichen sein. Steppdecken sollen von gedämpfter Farbe und weder kariert, gestreift, noch geblümt sein. Wollene und gesteppte Tagesbettdecken sollen blau und weiß, doch nicht kariert oder gestreift sein.

3. Ein Schaukelstuhl genügt für einen Raum; die Altenheime sind von dieser Vorschrift ausgenommen....

Mit diesem Textauszug will ich natürlich niemanden langweilen, sondern nur die Akribie bei der Gestaltung jeden Dinges aufzeigen.


Zur Farbigkeit unserer Shaker- Nachbauten hier ein kurzes Video:


Shakermöbel waren oft farbig gestaltet / Peter Seeland
Farb-Proben

 

Es ist die Art und Absicht der Shaker, im christlichen Glauben, das Beste für sich und die "Welt" zu bewirken. Über religiöse Dinge hier etwas zu schreiben, steht nicht in meiner Kompetenz und Absicht.

Aber auf ihre Glaubenssätze und Regeln gehe ich hier gern ein, denn auf ihnen beruht letztlich das Denken und Handeln der Shaker, das uns beim Thema Shaker-Design interessiert.

 



Grundlagen / Regeln

 

Es ist die Art und Absicht der Shaker, im christlichen Glauben, das Beste für sich und die "Welt" zu bewirken. Über religiöse Dinge hier etwas zu schreiben, steht nicht in meiner Kompetenz und Absicht.

Aber auf ihre Glaubenssätze und Regeln gehe ich hier gern ein, denn auf ihnen beruht letztlich das Denken und Handeln der Shaker, das uns beim Thema Shaker-Design interessiert.

 

Foto Peter Seeland / South Union,Ky
Foto Peter Seeland

Schönheit

 

 

Regelmäßigkeit ist schön

in der Harmonie liegt große Schönheit

Ordnung ist der Ursprung der Schönheit

Schönheit beruht auf Zweckmäßigkeit

Alle Schönheit, die nicht auf Gebrauch gegründet ist, wirkt bald widerlich und muß laufend durch Neues ersetzt werden.

Ordnung ist der Ursprung der Schönheit. Sie ist das erste Gesetz des Himmels und der Schirm der Seelen.

Was in sich selbst den größten Gebrauchswert birgt, besitzt auch die größte Schönheit.



Foto Peter Seeland
Foto Peter Seeland

Funktionalismus

 

 

Jede Kraft erzeugt eine Form

Jeder Gegenstand kann vollkommen genannt werden, der genau den Zweck erfüllt, für den er bestimmt ist ...

Durch Versuch finden wir heraus, was am besten ist, und wenn wir etwas Gutes gefunden haben, bleiben wir auch dabei.

Also: nicht die Form, sondern die Brauchbarkeit war das Ziel



Foto Peter Seeland
Foto Peter Seeland

Handarbeit

 

 

Niemand, der arbeiten kann, darf auf Kosten der anderen müßig gehen. Alle, einschließlich der Geistlichen, Elder und Diakone, müssen ihren Fähigkeiten gemäß einen Beruf mit Handarbeit ausüben, solange sie nicht durch andere unvermeidliche Pflichten in Anspruch genommen werden.

Shaker Memorial von 1816: Daher ist es unser Bemühen, Gutes zu tun in unserem Tagewerk und in unserer Zeit für alle Menschen, soweit wir es können, durch die Güte und Einfachheit der Arbeit unserer Hände.



Foto Peter Seeland
Foto Peter Seeland

Ordnung

 

 

Wir müssen uns in Eintracht bemühen, alles Sinnlose zu beseitigen, das im Haus oder um das Haus entsteht, und uns bemühen, außen und innen mehr und mehr Ordnung zu schaffen.

Beim Aufbau eines Hauses oder Konstruktion einer Maschine liegen die Teile ganz natürlich in einem offensichtlichen Durcheinander, bis der Meister sie zusammenfügt und jedem Teil seinen richtigen Platz zuweist; dann erst wird die Schönheit des Werkes und die Weisheit des Meisters sichtbar.



Foto Peter Seeland, Shaker Kentucky
Foto Peter Seeland

Worte von Ann Lee, ca. 1780

 

 

Lege deine Hände an die Arbeit und dein Herz zu Gott.- hands to work and heart to god

Wenn du eine Gabe an dir förderst, wird Gott dir mehr davon geben.

Tue deine Arbeit, als ob du tausend Jahre vor dir hättest, und so, als ob du morgen sterben müßtest.

Du darfst keinen Augenblick verlieren, denn du hast keinen zu verschenken.

Du sollst niemals im Zorn zu deinen Kindern sprechen, denn sonst wirst du sie verteufeln.



Foto Peter Seeland
Foto Peter Seeland

Überflüssigkeiten

Gläubige dürfen in keinem Falle und unter keinen Umständen zum Verkauf bestimmte Gegenstände herstellen, die überflüssige Zier tragen und geeignet sind, den Stolz und die Eitelkeit der Leute zu befriedigen, ebenso wenig, wie es statthaft wäre, solche Gegenstände selbst zu benützen.

Was da gestaltet wird, soll schlicht und einfach sein und von der guten und gediegenen Beschaffenheit, die deiner Berufung und deinem Bekenntnis ansteht, nicht verziert durch Überflüssiges, das nicht zu seiner Güte oder Lebensdauer beiträgt...

Arbeite daran, bis dein Geist sich zufrieden fühlt und dankbar ist für das Maß an anspruchsloser Einfachheit in allem, was dein Eigen ist.



Foto Peter Seeland
Foto Peter Seeland

gewissenhaft und gut

 

 

Alle sollten sich ihrer Berufung und dem Stande der Gemeinschaft entsprechend in einfaches und bescheidenes, doch sauberes und anständiges Gewand kleiden ...weder zu erhaben, noch zu minder, sondern auf dem richtigen Mittelweg, der anderen ein Vorbild sein mag.

Wir sind nicht berufen... wie die profane Welt zu sein, sondern sie zu übertreffen an Ordnung, Eintracht, Frieden und guten Werken - Werken, die von wahrer Tugend sind und in diesem Leben den Menschen zum Nutzen gereichen.

Wir haben das Recht, menschliche Erfindungen zu verbessern, soweit es nützlich und notwendig ist, doch nicht aus eitler Ruhmsucht oder um Überflüssiges zu schaffen.



Gleichberechtigung

 

 

  • alle Menschen sind gleich und mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestattet
  • keine Herrn, keine Diener
  • sie sind selbständig und frei
  • Gleichheit der Geschlechter ( Eldress & Elder) 
  • kein Anspruch auf privates Eigentum - arm oder reich - egal, wieviel das Mitglied in die Gemeinschaft eingebracht hat; auch ehem. Sklaven wurden aufgenommen
  • keine Zurücksetzung bei Rasse oder Glaube
  • Brüderlichkeit der Menschen gebietet Gewaltlosigkeit

Arbeit

 

 

  • alles Geschaffene war zunächst für das weitgehend autarke Leben der Commune
  • und wurde auf den Gebrauchswert hin gestaltet und produziert
  • ein Tauschwert oder Profit war nicht vorgesehen
  • als sich die "profane Welt" für ihre guten, zuverlässigen, dauerhaften Produkte interessierte, wurde auch hier der ursprüngliche Anspruch an Qualität nicht aufgegeben und sie erhielten einen gerechten Preis für ihre Ware
  • Shaker taten ihre Arbeit gern (daß sie sich nicht "abrackern", daß sie nicht "schuften") - also: so gut, wie möglich und so viel, wie nötig arbeiteten für die Einrichtung ihrer Welt
  • selbständig,  arbeiteten sie nicht für den Gewinn eines Arbeitgebers - sie waren ihre eigenen Arbeitgeberwechselnde Tätigkeiten, Bildung von Teams und Rationalisierungen brachten Abwechslung

 

Fotos Peter & Romana Seeland

Quelle der Sätze &Regeln: "Die Shaker" Neue Sammlung München, Katalog zur Ausstellung


Schluss

Die lange Zeit, die wir uns mit dem Thema "Shaker" beschäftigt haben, hat uns persönlich und fachlich sehr bereichert. Wir sind  zutiefst dankbar, diese interessanten Menschen und ihre Historie kennengelernt zu haben und hoffen, auch Dir, dem Leser, der uns jetzt so lange seine Aufmerksamkeit geschenkt hat, gedient zu haben. Vielleicht war es uns möglich, Dir einen Impuls zu geben, der dein Leben mit diesem jetzt erworbene Wissen bereichert oder gar inspiriert. Kontakte uns, wenn du etwas Genaueres erfahren möchtest.

 

Vielen Dank, Peter & Romana Seeland

 

 

Extra free Bonus:   SHAKER-Design / 2

( Adressen, Literatur, Leute, Markantes etc.)

 

 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Anthony Antonucci (Freitag, 16 Februar 2024 23:24)

    Hi all, you have a very interesting website and business regarding the Shakers and the furniture items they designed an made. Your work is wonderful. I came across your website site from a Pinterest link. I live in New York State, US near two Shaker Villages, Mt. Lebanon and Hancock Shaker Village. I have been a volunteer chairmaker/small furniture maker at HSV for the last 10 years. I enjoy it immensely and have met visitors from all over the World, including Germany. It is always a pleasure seeing how the Shakers, their furniture and their lifestyle, have influenced people all over the World. Keep up the Great Work - Mother Ann Lee would be proud.
    Anthony Antonucci
    brown.dog.apiary@gmail.com